Die Ausrottung des Bartgeiers

Je selbständiger Fredueli und Finja werden, desto weiter ziehen sie umher. So befanden sich die beiden Junggeier heute den ganzen Nachmittag ausser Sichtweite vom Infostand und konnten für mehrere Stunden nicht beobachtet werden (siehe aber Video von heute Morgen: Fredueli und Kolkrabe fressen nebeneinander). Noch vor hundert Jahren entsprach es der Normalität keinen Bartgeier im Henglirain zu sehen. Zu dieser Zeit waren die Tiere im gesamten Alpenraum ausgestorben: Der letzte Bartgeier der Alpen wurde im Jahr 1913 in Italien erlegt. Gründe für die Ausrottung gibt es verschiedene. Zum einen starben viele Geier an Vergiftungen durch Köder, die eigentlich für andere Tiere ausgelegt worden waren. Zum anderen fehlte dem Bartgeier die Nahrungsgrundlage, da viele Huftiere wie Steinbock, Gemse und Rothirsch gänzlich oder beinahe aus den Alpen verschwunden waren. Zusätzlich wurden die Bartgeier von den Menschen aktiv verfolgt. Aus Angst vor diesem grossen Vogel gab es für seinen Abschluss hohe Prämien. Der Bartgeier war auch unter dem Namen ‘Lämmergeier’ bekannt, allerdings wird dieser heute nicht mehr verwendet.  Als reiner Aasfresser reisst er aber weder junge Schafe noch andere Tiere. Und die Geschichten, dass er kleine Kinder verschleppt entsprechen auch nicht der Wahrheit. Wenn man das Glück hat, einen Bartgeier in freier Wildbahn zu beobachten, kann man das Erlebnis also sorgenfrei geniessen. Mittlerweile leben im Alpenbogen wieder 220-250 dieser eindrücklichen Geier, doch mehr zu seiner Wiederansiedlung folgt ein anderes Mal.